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Norbert Bernholt

Solidarischs Geld

Hier findest Du die Lösung, das Solidarische Geld mit allen Antworten von Norbert Wort für Wort, damit Du Dir im Detail ein Bild machen kannst.

Einführung

Welche Probleme müssen behoben werden? Aus welcher Perspektive kommt die Lösung, also was soll sie leisten? Und was sind die wichtigsten Definitionen und Begriffe für diese Lösung?

1. Ausgangspunkt und Probleme: 

Welche zentralen Probleme im heutigen Geldsystem sollen mit dieser Lösung gelöst werden? 

Das solidarische Geldsystem stellt Geld in den Dienst des Gemeinwohls. Geld ist ein Instrument der Infrastrukturpolitik und dient damit der Gestaltung der Gesellschaft. Dies beinhaltet insbesondere folgende Punkte:
Das solidarische Geldsystem
•    ermöglicht die Bereitstellung des notwendigen Geldes zur Lösung der ökologischen und sozialen Probleme
•    die Aufhebung der Unterscheidung zwischen produktiver und reproduktiver Arbeit
•    kann die stetige Wiederkehr von Finanzkrisen aufgrund der Blasenbildung an den Finanzmärkten vermeiden
•    kann zentrale Probleme, die sich aus dem Wesen des Geldes als Schuldgeld ergeben, auflösen. Dies wären z.B. die Vermögenskonzentration in den Händen einer kleinen Minderheit, die extrem ungleiche Verteilung der Einkommen, die Befreiung der Länder des globalen Südens aus der finanziellen Abhängigkeit der reichen Gläubigerstaaten.

 

2. Voraussetzungen: 

Welche wirtschaftlichen, politischen, sozialen oder reformerischen Bedingungen müssen erfüllt sein, um diese Probleme zu lösen? 

Das hier skizzierte Geldsystem kann seine Wirkung erst im vollem Umfang in einer solidarischen Gesellschaft entwickeln, in der die Wirtschaft nicht mehr durch die Zwänge und Regeln der Kapitalakkumulation bestimmt wird. Dennoch lassen sich viele Elemente nebst ihrer dem Gemeinwohl dienlichen Vorteile auch bereits in einer kapitalistischen Wirtschaft umsetzen. 
So kann das alleinige Recht zur Geldschöpfung auf den Staat übertragen werden.
Es gibt ein ausdifferenziertes demokratisches System, das über die repräsentative Demokratie hinausgeht und unterschiedliche Formen der direkten Demokratie integriert. Demokratie muss Resonanz ermöglichen. Alle Bereiche der Gesellschaft sind demokratisiert.
Es gibt ein Primat der Politik. Es liegen klare und verbindliche Aussagen darüber vor, was die Gesellschaft unter „Gemeinwohl“ versteht. Es gibt Verfahren und Instrumente, damit „Gemeinwohl“ gemessen werden kann.
Die Vergabe von Krediten an gemeinwohlorientierten Auflagen lässt sich ansatzweise auch in einem kapitalistischen Systemumsetzen.
Die Unternehmen sind solidarisch und nicht gewinnorientiert organisiert. Privateigentum ist in der Regel nur auf Zeit gegeben und nach oben gedeckelt


[Gibt es Reformen, die vorher demokratisch stattgefunden haben müssen?]
Es ist wohl kaum möglich, eine Reihenfolge der Reformen aufzustellen. Es gibt aber zahlreiche Reformen, die den Weg für ein solidarisches Geldsystem ebnen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Die weitgehende Umsetzung des Vollgeldkonzepts

  • Die weitgehende Umsetzung der Modern Money Theory

  • Eine weitgehende Demokratisierung der Gesellschaft im Sinne der oben genannten resonanten Demokratie. 

  • Grundlegende Änderungen in der Eigentumsordnung. Eine Stärkung aller Formen des Gemeineigentum und Abbau der Rechte aus dem Privateigentum.

 

[Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um das Vertrauen der Menschen in das neue Geldsystem zu gewinnen?]
Die Menschen müssen in die Entwicklung des solidarischen Geldsystems partizipative eingebunden sein. 
Es muss sich in breiten Teilen der Bevölkerung ein Bewusstsein entwickelt haben, dass

  • Grundlegende gesellschaftliche Veränderungen stattfinden müssen, wenn man die Voraussetzungen für ein würdevolles Leben der Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten schaffen will.

  • Wir Menschen Teil und nicht Herrscher allen Lebens sind.

  • Ein resonante Demokratie zumindest in den Ansätzen praktiziert wird
     

3. Ziele: 

a) Welche großen Ziele werden mit der Lösung angestrebt?

Die wesentlichen Ziele des solidarischen Geldsystems lauten:
-    Geld dient dem Gemeinwohl und trägt damit zur Lösung der ökologischen und sozialen Probleme dieses Jahrhunderts bei.
-    Das Geldsystem ermöglicht es, Arbeit nicht als Ware zu behandeln, sondern als eine sinnstiftende Tätigkeit für die Gesellschaft. 
-    Mit dem solidarischen Geldsystem entfällt die Notwendigkeit,  zwischen produktiver und reproduktiver Arbeit unterscheiden zu müssen. Damit ist eine angemessene Würdigung der Sorgearbeit möglich.
-    Das Geldsystem ermöglicht es, das Geld nach von der Gesellschaft als gerecht empfunden Kriterien zu verteilen.
-    Das Geldsystem ermöglicht es, dass sich die armen Länder aus der monetären Abhängigkeit von reichen Ländern befreien können.
-    Nicht das Geld ist knapp, sondern die Ressourcen sind knapp

 

b) Welche Unterziele werden zur Erreichung der großen Ziele angestrebt?

Die notwendigen ökologischen und sozialen Maßnahmen können umgesetzt werden, sofern genügend Ressourcen (z.B. menschliche Arbeit) vorhanden sind.

4. Definition und Bezugstheorien

a) Wie wird "Geld" in diesem Kontext definiert?

Wir definieren Geld als vom Staat herausgegebene Gutscheine, die es den Bürger:innen ermöglichen die von der Mitwelt zur Verfügung gestellten Mittel in einer angemessenen und nachhaltigen Weise zu nutzen. Geld ist ein soziales Rechtsprodukt, das dazu dient, die täglich stattfindenden wirtschaftlichen Verpflichtungsbeziehungen (Schulden und Forderungen) zu regeln. Es ist damit zuallererst ein Zahlungsmittel. Zur Durchführung dieser Praxis ist ein institutioneller und rechtlicher Rahmen notwendig.

b) Gibt es spezifische Merkmale oder Eigenschaften des Geldes, die in dieser Lösung betont werden?

Geld ist ein öffentliches Gut und ein soziales Rechtsprodukt (vgl. Definition). Geld ist eine Vorleistung, um gesellschaftliche Zahlungsanforderungen erfüllen zu können.

c) Gibt es spezifische Termini oder neue Konzepte, die in dieser Lösung verwendet werden und erklärt werden müssen? Welche relevanten Bezugstheorien oder Ansätze beeinflussen diese Lösung?

Wir benutzen im Zusammenhang mit einem solidarischen Geldsystem nicht mehr den Begriff „Kapital“. Stattdessen sprechen wir von Finanzmittel, die keinen Anspruch auf Rendite erheben. 

Geld= Gutschein zur Nutzung der Mitwelt

Arbeit= jede Tätigkeit für Andere/die Gesellschaft

Gemeinwohl: ein von der Gesellschaft in demokratischen Verfahren bestimmter normativ geprägter Begriff

Steuern: da die Finanzierungsfunktion entfällt, ist ein Begriff wie „Gemeinwohlumlage“ oder „Solidarbeitrag“ besser. Ich verwende hier den ersten Begriff.

Gemeinwohlorientierung: Demokratisch zu bestimmender normativer Begriff

Gesellschaftsvertrag: Normen, Verhaltenskodexe, auf die sich in direkter Demokratie in einem kontinuierlichen Prozess die Gesellschaft bindend verständigt hat.

Demokratischer Staat: Die Ebenen des Staats von der kommunale Bezirk bis zur EU sind so organisiert, dass die Bürger:innen sich dort gehört fühlen und reale Partizipation stattfinden kann. Der Begriff „Staat“ wird damit nicht als ein „Gegenüber“ empfunden, sondern als gestaltbar erfahren.

[Welche relevanten Theorien oder Ansätze beeinflussen oder unterstützen diese Lösung?]

Vollgeld: Der Staat hat das alleinige Recht zur Geldschöpfung

MMT: zur Finanzierung der Staatsausgaben kann die Regierung sich autonom durch eigene Geldschöpfung finanzieren. Die Finanzierungsfunktion der Steuern entfällt.

Gemeinwohlökonomie: Die Leistung eines Unternehmens wird multidimensional, also nicht nur monetär, erfasst.

Plurale Ökonomie: Die Ökonomie ist Teil der Sozialwissenschaften. Das heißt bei der Theoriebildung fließen ausdrücklich soziologische Aspekte mit ein.

Resonanztheorie: Die in jüngerer Zeit insbesondere von Hartmut Rosa entwickelte Resonanztheorie ist eine Gesellschaftstheorie, die auf (gelingenden) Beziehungen aufbaut. Es sind Strukturen zu entwickeln, die gelingende Beziehungen ermöglichen.

Die Lösung

Warum baue ich die Lösung so, um die geschilderten Probleme lösen zu können? Wie werden das neue Geld, seine Institutionen und damit das neue Geldsystem gestaltet und wie trägt es so zur Erreichung der Zielstellung bei?

5. Die Lösung:

a) Geldschöpfung: Wie wird das Geld geschaffen und in Umlauf gebracht?

Im ersten Schritt beschließt die Regierung nach vom Parlament vorgegebenen Prinzipien die Höhe der geplanten Geldmenge für das kommende Jahr. Diese Geldmenge wird im Währungsregister erfasst. Die Zentralbank hat die Aufgabe, über die Vergabe von Krediten oder im Auftrag der Regierung (als Gehälter, Transferzahlungen, etc.)  Geld nach gemeinwohlorientierten Kriterien in den Kreislauf einzuspeisen bzw. es dem Kreislauf wieder zu entnehmen.

[Welche politische und ökonomische Bedeutung kommt der Geldschöpfung zu?]

Die Geldschöpfung hat eine zentrale Rolle für das neue solidarische Geldsystem. Das geschöpfte Geld ist eine Vorleistung zur Erledigung wichtiger gesellschaftlicher Aufgaben. Durch die Geldschöpfung wird geregelt, wer, wofür und in welcher Menge Geld bekommt. Damit folgt die Geldschöpfung nicht in erster Linie dem nur scheinbar unpolitischen Primat der Geldwertstabilität, sie hat primär die Bereitstellung von Geld für die gesellschaftlich notwendigen Aufgaben im Auge. Es geht um die Herstellung der Zahlungsfähigkeit für die notwendigen gesellschaftlichen Zahlungsanforderungen. So ist beispielsweise ungenutzte Arbeitskraft eine Ressource, für die der Staat Geld zur Verfügung stellen kann. Es ist kein Schicksal des Einzelnen für die kein Geld zur Verfügung steht. Arbeitslosigkeit verweist dann nicht auf einen Mangel erwirtschafteter Leistungen, sondern auf einen Mangel an Geldschöpfung an der richtigen Stelle.

b) Deckung: Wodurch ist das Geld gedeckt?

Geld ist ein soziales Rechtsprodukt, das durch Regierungsbeschluss und eine Buchung entsteht. Daher gibt es keine materielle Deckung des Gelds (Gold, Waren, ...). Die sogenannte Deckung des Geldes basiert auf dem Vertrauen der Bürger:innen, dass die wesentlichen Funktionen des Geldes erfüllt werden. In den im Parlament verabschiedeten Prinzipien muss enthalten sein, dass sich die Höhe der Geldmenge an den gesellschaftlich vorhandenen Zahlungsanforderungen orientierten muss. Geld wird dann geschöpft, wenn es gesellschaftlich benötigt wird und entsprechende Ressourcen vorhanden sind. Es muss dazu kein in der Vergangenheit erzeugtes Material (Waren und Güter) geben, die diese Geldschöpfung vermeintlich decken.

c) Geldmenge: Wie wird die Geldmenge kontrolliert und reguliert?

Zunächst gibt es die Vorgabe durch das Parlament und den anschließenden konkreten Beschluss der Regierung eine Vorgabe, wie viel Geld in einer Periode geschöpft werden soll. Wenn der Staat Gehälter im öffentlichen Dienst, Einkommen für Carearbeit, etc. zumindest teilweise durch neu geschöpftes Geld finanziert, muss es auch effektive Instrumente geben, dem Kreislauf wieder Geld zu entziehen.

Die Regierung kann durch die politischen Entscheidungen über die Höhe der Gehälter, der Transferzahlungen, der staatlichen Aufträge, den Investitionen in staatliche Unternehmen, die Höhe der Geldmenge wesentlich regulieren. Darüber hinaus haben die Zentralbank und die Regierung effiziente

Instrumente zur Verfügung (die den jetzigen Instrumenten weitaus überlegen sind):

Hier eine skizzenhafte Aufzählung der wichtigsten Instrumente:

  • Kredite werden nur kontrolliert herausgegeben. Die Kreditvergabe für rein spekulativ Projekte, die im jetzigen System das Preisniveau erheblich beeinflussen, wird es nicht mehr geben. Wie im jetzigen System wird durch jede Kredittilgung dieses Geld auch wieder vernichtet.

  • Da der Staat nun das alleinige Geldschöpfungsrecht hat, bedeutet jede Geldzahlung an den Staat, dass damit Geld dem Kreislauf entnommen wird. Steuern dienen nicht mehr der Staatsfinanzierung. Sie (besser: eine Gemeinwohlumlage) können aber gezielt eingesetzt werden, um dem Kreislauf Geld zu entnehmen. So ist es beispielsweise denkbar, dass, wenn eine bestimmte Inflationsrate überschritten ist, durch einen einfachen Kabinettsbeschluss die MwSt. (Gemeinwohlumlage) erhöht werden kann. Gezielt eingesetzte Verbrauchssteuern (Gemeinwohlumlage) können Geldmengenerhöhungen in bestimmten Segmenten verhindern.

  • Geld, das über die Preise von öffentlichen Unternehmen an den Staat zurückfließt, wird – wie Steuern – dem Kreislauf zunächst einmal entzogen. Wenn z.B. die Bahn ein derartiges öffentliches Unternehmen ist, kann die Bahn über eine flexible Preispolitik (Preiserhöhungen, Rabatte, …) dem Kreislauf Geld entziehen.

  • Wie im jetzigen System kann der Staat durch die Vergabe bzw. Streichung von öffentlichen Aufträgen, die zugeführte Geldmenge beeinflussen.

Zusammenfassend lehnen wir uns nicht zu weit aus dem Fenster, wenn wir behaupten, dass bei einer kontrollierten, an den gesellschaftlichen Notwendigkeiten (Zahlungsbedarf) ausgerichtete Geldschöpfung, die zudem über effektive Instrumente der Geldvernichtung verfügt, die Befürchtung einer dauerhaften und nicht kontrollierbaren Inflation sich sachlich nicht begründen lässt.

d) Kredit und Schulden: Wird Geld weiterhin durch Kredit erzeugt? Gibt es in Fällen Zins und Zinseszins?

Wenn Unternehmen bei der Zentralbank einen Kredit aufnehmen, wird hierdurch Geld erzeugt. Kredite der Zentralbanken werden an Gemeinwohlkriterien geknüpft. Sie werden zinsfrei, allerdings mit einer Bearbeitungsgebühr, vergeben. Sollten Sie erheblich gegen das Gemeinwohl verstoßen, werden erhöhte jährliche Gebühren, die dann an die Allgemeinheit fließen, erhoben.

e) Finanzmärkte: Wo liegt die Notwendigkeit von Kapital-, Devisen- und Aktienmärkten?

Es gibt keine Notwendigkeit von Kapitalmärkten, da die Unternehmen sich in dem notwendigen Umfang und zu sehr günstigen Konditionen Finanzmittel bei der ZB besorgen können. Privatbanken ist die Kreditvergabe untersagt.

f) Kapitalakkumulation: Ist es weiterhin möglich, aus Geld mehr Geld zu machen? Wie entsteht Profit? Und braucht es weiterhin Eigenkapital?

Nein, da Geld keine Ware ist.

Wie entsteht Profit?

Dies ist eine Frage der Unternehmensverfassung. Sie kann hier nur sehr allgemein beantwortet werden. In einer solidarischen Gesellschaft gibt es kein Anrecht des Kapitals auf Rendite. Gewinne werden nach demokratisch transparenten Regeln an die Stakeholder verteilt. Profite als Gewinn aus dem Einsatz von Kapital gibt es nicht.

Und braucht es weiterhin Eigenkapital?

Man braucht Finanzmittel, um produzieren zu können. Finanzmittel sind aber kein Kapital von Menschen oder Institutionen die ihr Geld auf der Suche nach einer guten Rendite anlegen möchten.

g)    Ökonomische Bewertung: Weiterhin BIP? Wie werden ggf. sozial-ökologische Kriterien definiert und kontrolliert?

Um die wirtschaftliche Leistung einer Wirtschaft zu erfassen, werden mehrdimensionale Instrumente entwickelt. Vorbilder hierfür sind etwa der „Nationale Wohlfahrtsindex“ oder der „Human developement“ oder auch eine „Gemeinwohlbilanz für einen Staat“. Hier ist noch Forschungsarbeit notwendig.

h)    Zentralbanken: Was ist die Rolle der Zentralbank(en)?

Die Zentralbank verteilt das vom Parlament zur Verfügung gestellte Geld per Kredit und nach den Vorgaben der Regierung (z.B. Gehälter, Transferzahlungen) nach gemeinwohlorientierten Kriterien. Zudem ist sie generell für die Organisation des Geldwesens zuständig. Außerdem wickelt sie die Devisengeschäfte ab.

i)    Banken & Finanzinstitute: Welche Rolle spielen Banken oder andere Institutionen in diesem Geldsystem?

Grundsätzlich wird der Zahlungsverkehr einschließlich der Kreditvergabe über die Regionalbanken (= Filialen der Zentralbanken) abgewickelt. Private Geschäftsbanken oder Finanzinstitute können keine Kredite ausgeben. Sie können ggf. Sparmöglichkeiten anbieten und dieses Geld wieder (als Darlehen) verleihen. Das Modell ist allerdings nicht sehr lukrativ.

j)    Regulierung: Braucht es weiterführende Regulierung in der Lösung? Was ist mit bestehender Banken- und Finanzmarktregulatorik?

Es braucht keine weitergehende Regulierung, da es das Geschäftsmodell „private Geschäftsbank“ in der kapitalistischen Version nicht gibt.

Größerer Kontext

Unsere Gesellschaft und auch die Zukunft des Geldes bewegen sich in einem Spannungsfeld von grundsätzlichen Fragen. Wie verhält sich oder bettet sich die Lösung in diese Marko-Fragen?

6. Demokratie, Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft

a)    Wie wichtig ist die Demokratisierung der Gesellschaft für die Lösung und gibt es konkret vorgeschlagene Maßnahmen dafür?

In einem durch Volksabstimmung formulierten Gesellschaftsvertrag verständigt sich die Gesellschaft auf grundlegende Werte des Zusammenlebens, woraus folgen kann, dass bestimmte Güter nicht produziert werden sollen. Zudem sind bei Entscheidungen der Regionalbanken gewählte Vertreter:innen der Bürgerschaft beteiligt.

b)    Marktwirtschaftliche Prinzipien werden beibehalten?

Der Markt bleibt prinzipiell als Verteilungsinstrument von Gütern und Waren erhalten. Stellt sich in der Praxis heraus, dass ein Markt in einem bestimmten Segment dysfunktional ist, werden andere Verteilungsinstrumente genutzt. Das Spektrum ist hier breit. Es reicht von planwirtschaftlichen Strukturen bis zu Commons.

 

c) Wird die heutige Rolle des Eigentums in einer Form angetastet?

Die Erde dient dem Leben und gehört damit letztlich niemanden. Kein Lebewesen hat das Recht aufgrund von Eigentumsansprüchen, die Erde auf zerstörerische Art und Weise auszubeuten. Diese Sichtweise hat weitgehende Folgen, die hier nicht ausgeführt werden können. Es können nur einige Beispiele angedeutet werden: Der Gewinn aus Bodenschätzen wird nicht privatisiert. Sofern keine gravierenden Einschränkungen des Gemeinwohls vorliegen, kann Landfläche und auch Wohnraum für eine bestimmte Zeit „privatisiert“ werden. (vgl. Grundidee der Erbpacht). Unter dieser Voraussetzung kann es auch Privatunternehmen geben.

 

d) Wird die zunehmende Digitalisierung & Automatisierung in der Lösung berücksichtigt?

Digitalisierung & Automatisierung sowie der Einsatz künstlicher Intelligenz bieten große Chancen hinsichtlich Forschung und Entwicklung ebenso wie z. B. im Bereich Healthcare oder Verwaltung. Fortschreitende Digitalisierung und elektronische Kommunikation ermöglichen durch die hochgradige Verfügbarkeit von Information eine bedarfsgenaue Organisation und Einrichtung von Güter-Austauschprozessen. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Problemen, insbesondere im Bereich angewandter KI, die mit Fehleranfälligkeit, politischer Unkorrektheit, Rassismus und sonstigen Übergriffigkeiten dieser Technologien zusammenhängen, weshalb der Einsatz künstlicher Intelligenz dringend einer Grundsatzbesinnung bedarf (Moratorium), was hier gesellschaftlich gewünscht ist und nicht nur aus wirtschaftlichen Interessen profitabel umgesetzt werden kann.
 

e) Wo ist die Lösung auf einer Achse von Zentralisierung-Dezentralisierung (Staat vs. Privat) anzusiedeln?

Nehmen wir eine Achse von 0(= Zentralisierung)bis 100 (= Dezentralisierung) wäre das Modell bei 90 einzuordnen. Die Gesellschaft sollte bis auf ihre kleinsten Parzellen demokratisiert sein und private Initiativen fördern.

Die Frage Staat vs. Privat ist nicht zu beantworten, ohne zuvor geklärt zu haben, was denn der Staat ist.

 

f) Welche Rolle nimmt die „ökologische Frage“ in der Lösung ein?

Das ist zusammen mit der sozialen Frage die zentrale Frage (s.o.)

 

​g)Wie steht die Lösung zur Wachstumsfrage und dem Gebot, immer weiter wachsen zu müssen?

Geld ist ein öffentliches Gut und keine handelbare Ware, mit der in der Privatwirtschaft noch mehr Geld verdient werden kann. Die Schöpfung von Geld ist kein Geschäftsmodell.  Es wird kein Geld in die Welt gesetzt, einfach um damit Rendite zu erzielen. Damit entfällt eine zentrale Ursache des Wirtschaftswachstums.

Ausblick

Wo liegen Problemfelder für die Lösung und wie kann eine erfolgreiche Transformation gelingen?

7. Potentielle Problemfelder der eigenen Lösung: 

Jede in die Zukunft projizierte Idee und Lösung, besonders dieser Tragweite, bewegt sich im Unbekannten.

 

a) Welche Risiken oder negative Auswirkungen, könn(t)en bei der Lösung auftreten?

Die Bürger:innen haben „keine Lust“ auf die erforderlich Demokratisierung der Gesellschaft, da diese sehr zeitaufwändig ist.

Die beschriebenen Änderungen sind nur möglich, wenn alte Gewohnheiten und Denkmuster „über Bord geworfen“ werden. Das wird nicht ohne Widerstand in Teilen der Bevölkerung gehen. So sind teilweise radikale Gegenpositionen zu erwarten. Die Änderungen können nur gelingen, wenn die Mehrheit der Bevölkerung diese befürwortet und es nicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt.

Die Parteien bzw. die Regierung nutzen die Möglichkeiten der Geldschöpfung aus wahltaktischen Erwägungen zu extensiv aus und setzen sich gegen die ZB durch.

Bürger:innen engagieren sich nicht ausreichend für die Gesellschaft, da sie „zu leicht“ an das notwendige Einkommen gelangen können.

 

b) Gibt es Themen, die in der Lösung kaum behandelt bzw. stark vernachlässigt? Wenn ja, warum?

Eine fundamentale Änderung des Geldsystems ist nur ein Baustein innerhalb der großen Transformation. Erst das Ineinandergreifen weiterer Änderungen (Eigentum, Unternehmensverfassung, Arbeits- und Sozialordnung,…) führt zu einer wirklich solidarischen Gesellschaft.  Diese Aspekte können nur am Rande erwähnt werden.

8. Transformation: 

Gibt es konkrete Empfehlungen für die Implementierung oder weitere Forschung? Gibt es Schritte oder Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten?

Alle Schritte und Forschungen, die in die Richtung eines solidarischen Geldsystems gehen sind zu begrüßen. ( Vollgeld, MMT, plurale Ökonomie, Demokratisierung, Care-Ethik, ….) Je mehr von diesen Ansätzen in der Gesellschaft „angekommen“ ist, desto reibungsloser ist der Übergang. 

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