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Klaus Simon

Klaus Simon geb. 1948 ist Informatiker und als Autor mit gesellschaftlichen Fragestellungen befasst. In seinem neuesten Buch „Kapitalkrise“ analysiert er die Auswirkungen des herrschenden Geldsystems.

Meine Geschichte 

Während des Arbeitslebens hatte ich Gelegenheit, zuerst die staatssozialistische und danach die kapitalistisch-marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung kennenzulernen. Meine Geschichte ist die Geschichte des Versuchs, das Erlebte zu verstehen.

Beide Ordnungen trugen den Keim des Scheiterns in sich. Im DDR-System war dies offensichtlich: Das Unterstellen von Mensch und Wirtschaft unter Obrigkeits-Direktiven führte zu einem Mangel an demokratischer Entfaltungsmöglichkeit und Dynamik. Im Nachfolgesystem war das Manko weniger leicht sichtbar, doch zunehmende Fehlverteilung und Störungen der Ökosysteme verwiesen auch hier schon bald auf ernste Fehlentwicklungen.  

Deren Ursache ist in der endlosen Kapitalakkumulation zu suchen. Die fortwährende Anhäufung führt zu Verdrängungswettbewerb (bis hin zu Kriegen), Fehlverteilung der Vermögen und ständigem Wachstumszwang. Dabei hat sich die Menge des weltweiten Finanzkapitals seit 1980 vervierzigfacht und das weltweit reichste Hundertstel besitzt 43 Prozent des astronomischen Finanzvermögens! Und die Wirtschaft muss fortdauernd wachsen – konkurrenzgetrieben und dem Druck geschuldet, für die erneute Investition des vermehrten Kapitals zusätzliche Anlagemöglichkeiten zu bieten. Dieses Immermehr der Großvermögen und der Wirtschaft ist mit sozialer und ökologischer Vernunft schlicht unvereinbar und es gibt somit gewichtige Gründe für ein Umsteuern. Doch jeder Korrekturversuch geht am Problem vorbei, wenn er nicht zugleich das Geld- und Finanzsystem einer grundhaften Erneuerung unterzieht: Hier liegt der Dreh- und Angelpunkt, denn das Geldsystem liefert die Mittel, mit denen sich die Kapitalakkumulation vollzieht.

Geld ist für mich ...

nützlich

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Unser Geld ist heute ...

Kapitalinteressen unterstellt

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Unser Geld ist in Zukunft ...

gemeinwohl-orientiert

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Geld ist für mich ...

nützlich

Solange noch Mehrheiten eine marktbasierte Wirtschaftsordnung wünschen, ist Geld ein unverzichtbares Äquivalent für erbrachte Leistung in der arbeitsteiligen Welt.

Unser Geld ist heute ...

Kapitalinteressen unterstellt

Wenn aus Geld vermöge Zins mehr Geld entsteht, wird die Äquivalenzrelation zwischen Leistung und Geld fortlaufend gestört. Insbesondere fließt Geld dann nicht dorthin, wo es wirklich gebraucht wird, sondern dorthin, wo es die höchste Renditen erwartet.

Unser Geld ist in Zukunft ...

gemeinwohl-orientiert

Das Geld der Zukunft soll dem Gemeinwohl dienen und nicht der Bereicherung einer Minderheit. Grundvoraussetzung dafür ist, dass der demokratische Staat das Geld für seine Investitionen selbst schafft, anstatt es sich am Kapitalmarkt zu leihen und dabei reiche Privatiers dauerhaft mit Zins zu alimentieren.

Aktuelles Buch 2023 

Kapitalkrise

Klaus aktuellstes Buch als fundierten Einstieg in die Analyse, Probleme und Auswirkungen des herrschenden Geldsystems findest Du hier.

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Klaus‘ Mitwirken bei Geld-der-Zukunft

In meinem o.g. Buch stelle ich keinen Entwurf eines neuen Geldsystems vor. Mir geht es „lediglich“ darum, Fehler des alten Systems im neuen zu vermeiden. Dazu ist es allerdings nötig, die Ursachen bisheriger Fehler wirklich zu verstehen.

Die sieben wichtigsten Punkte aus meiner Sicht:

1) Es ist ein Grundfehler, für das befristete Verleihen privater Finanzmittel Kapitalzins zu gewähren. Solange das so ist, wird sich ungeachtet aller Reformbemühungen das kapitalistische Prinzip erhalten – samt seinen Fehlentwicklungen. Die globalen Finanzanlagen betragen heute bereits das 5,5Fache des Welt-BIPs. Das heißt nichts anderes, als dass die Renditen aus Finanzkapital das 5,5Fache der Produktions-Profite betragen und somit längst zum Hauptproblem kapitalistischer Aneignung geworden sind! Dies also ist die erste Forderung: Es muss darum gehen, die Investitionen zu vergesellschaften. Die Vergabe von Investitionskrediten soll durch Instanzen des demokratischen Staates erfolgen, statt dem profitablen Verleihen privaten Reichtums anheimgestellt zu bleiben. Es müssen Strukturen geschaffen werden, unter denen Eigenkapitalbesitz niemandem mehr Vorteile verschafft, weil jedermann problemlos an Investitionsmittel gelangen kann (unter Gemeinwohlauflagen).

2) Dabei sollte die Geldschöpfung in demokratisch legitimierter Obhut statt in privatwirtschaftlicher Hand der Geschäftsbanken liegen. Geld ist ein öffentliches Gut. Es muss nicht nach Profitgesichtspunkten, sondern nach gesellschaftlichem Erfordernis geschaffen werden. Die derzeit absurde Situation, dass einerseits eine riesige Geldblase existiert und andererseits für dringende gesellschaftliche Aufgaben überall Geld fehlt (weil jene, die es haben, nur gegen Zins investieren), muss überwunden werden. Das heißt nichts anderes als: Die Knappheit des Geldes muss überwunden werden. 

3) Hier schließt sich unmittelbar die Frage nach der Inflations-Vorsorge an. Denn eine dauerhafte Schwemme nicht mehr knappen Geldes kann nachfragebedingte Inflation auslösen – und die aber steht im Widerspruch zur Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes. Der sicherste Weg, Inflation zu vermeiden, wäre eine strikt an die Wirtschaftsleistung gekoppelte Geldmenge. Jede Geldmengenerhöhung müsste dann mit mehr Wirtschaftsleistung einhergehen. Nun stehen wir aber einerseits vor einem riesigen Investitionsbedarf bspw. für sozialen Ausgleich und vor allem für die Behebung von Umweltschäden. Und andererseits vor der Notwendigkeit wirtschaftlichen Schrumpfens auf ein ökologisch vertretbares Maß. Wir brauchen also deutlich mehr Investitionsmittel – und das aber bei rückläufiger Wirtschaft! Diese außergewöhnliche Anforderung erforderte einen neuen geldpolitischen Ansatz.

4) Wenn über die Wirtschaftsleistung hinaus und ohne Inflationsgefahr zusätzliches Geld geschaffen werden soll, muss es gelingen, in gleicher Höhe Geld dem Kreislauf zu entziehen noch ehe es nachfragewirksam wird. Zwar kann der Staat auch künftig jederzeit die Geldmenge über Steuern verringern. Wenn aber bspw. zusätzliches Geld für Sozialleistungen geschöpft wird, wäre es wenig hilfreich, dies über erhöhte Steuern gleich wieder einzuziehen. Ein für die Mehrheit günstigerer Weg liegt in der Vergesellschaftung großer Unternehmen – mindestens all jener, deren Tätigkeit mit Gemeingütern zu tun hat bis hin zur Daseinsfürsorge und öffentlicher Infrastruktur. Sobald der Reingewinn dieser Unternehmen nicht mehr auf privaten Konten landet, kann ihn der Staat dem Kreislauf entziehen. Genau in diesem Umfang lässt sich zusätzliches Geld unter die Leute bringen, ohne dass die Gefahr nachfragebedingter Inflation entsteht. Man kann es auch anders formulieren: Der Staat braucht dann für zusätzliche Aufgaben gar kein zusätzliches Geld zu schöpfen, sondern könnte jenes nutzen, das sich Private nun nicht mehr als Profit aneignen.

5) Somit ist für die Lösung der heutigen Probleme nicht nur ein verändertes Geldsystem, sondern auch eine veränderte Eigentumsordnung erforderlich (siehe auch 2). Das ist insbesondere wegen der angehäuften Großvermögen unvermeidlich: Da Geld ein Äquivalent für reale Güter sein soll, führt kein Weg am Abschmelzen der heutigen Großvermögen vorbei – z. B. durch Annullieren oberhalb einer Obergrenze gemäß gesellschaftlicher Übereinkunft. Die Summe aller Finanzmittel im nichtstaatlichen Sektor muss der Größenordnung wirtschaftlicher Ressourcen entsprechen (wie das vor 40 Jahren noch der Fall war). Denn sobald der enorme Überhang an Geld nicht mehr rentierlich gegen Zins einsetzbar ist (vgl. 1), wird er nachfragewirksam (vgl. 3).

6) Finanzmärkte mit ihren Produkten und Institutionen jeglicher Art sind samt und sonders entbehrlich und kontraproduktiv, wenn Investitionsbedarf durch gesellschaftliche Instanzen gedeckt wird wie in 1) beschrieben. Jeder profitable Handel mit Geld, Währungen oder Finanzprodukten bedeutet einen Zuwachs an Geld (nämlich in Höhe des Profits), ohne dass dem eine reale Leistung gegenüberstünde. Er befindet sich damit genauso wie das Geldverleihen gegen Zins im direkten Widerspruch zum Grundanliegen des Geldes, ein stabiles Äquivalent für reale Güter und Leistungen zu sein.

7) Vertreter des herrschenden Systems warnen davor, die Steuerung des künftigen Geldsystems staatlichen Instanzen zu überlassen; Inflation und Willkür sei dann Tür und Tor geöffnet. Angesichts derzeitiger Maßnahmen (z. B. Eintausch von Schrottanleihen gegen frisches Geld) und einer stetig über der Wirtschaftsleistung liegenden Geldmengenerhöhung ist wohl eher das Gegenteil zutreffend. Auch ist unschwer zu sehen, dass die Geldmengensteuerung weit direkter und spezifischer möglich wäre als jetzt, wo nur über Zins- und Mengenpolitik ein indirekter Anreiz für das Ausmaß der Kreditvergabe erfolgt, der seinerseits wiederum einen indirekten Anreiz auf die Wirtschaftsdynamik ausüben könnte (oder auch nicht).

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